Interview zum 40-jährigen Jubiläum mit Hans Hansel

Hans Hansel gründete 1975 in Hannover die ALRAUNE, einer der ersten Bioläden Deutschlands. Das Sortiment: Gewürze, Kräuter und importierte Naturkosmetik. Die Naturkosmetik entsprach jedoch nicht seinen Vorstellungen. Um eine Kosmetik frei von umweltbelastender oder gar gefährlicher Chemie bieten zu können, gründete er daher 1978 gemeinsam mit zwei Freunden LORIEN GOODS Naturkosmetik, kurz LOGONA.

Wir sind hier in der ehemaligen Mühle, in der alles begonnen hat. Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?

Dieser Ort ist ein Stück Heimat für mich. Schließlich haben wir hier rund 10 Jahre gemeinsam als Gemeinschaft mit unseren Familien und Freunden zusammengelebt. Wir sind damals hierhergekommen, weil sich die Nachfrage nach unserer LOGONA Naturkosmetik so rasant entwickelte. Wir brauchten mehr Platz für unsere Produktion und unser Lager und die Mühle mit ihrem ganz eigenen Ambiente eignete sich optimal für unser Vorhaben. Wir fanden hier im benachbarten Umfeld geeignete Felder, um selbst Kräuter und Pflanzen anzubauen und haben die Zusammenarbeit mit ansässigen Bauern initiiert. Mehr und mehr sind wir neue Wege gegangen, auch wenn die zunächst nicht umsetzbar schienen – wie beispielsweise die eigene Herstellung von Bio-Extrakten. Bereits damals, als die Naturkosmetik insgesamt noch in den Kinderschuhen steckte, hatten wir einen hohen Qualitätsanspruch. Daraus leitete sich dann auch unser Ehrgeiz ab, federführend ein verbindliches Regelwerk für die gesamte Branche mitzugestalten.

Wenn ich heute auf das Firmengelände an der Kräuterwiese schaue, erfüllt mich das mit großer Freude über eine fortwährende Weiterentwicklung der Naturkosmetik und den Erfolg dieses Unternehmens.

Wie sahen die Anfänge aus und wie haben Sie sich die Entwicklung damals vorgestellt, als sie die ersten Produkte entwickelten?

Ich hatte damals gerade meine Ausbildung als Heilpraktiker absolviert und sah diesen Beruf als Berufung. Ich hatte ein ganzheitliches Verständnis über den Körper und die Psyche vermittelt bekommen. Letztlich habe ich das dann ganz anders eingesetzt als geplant. Seinerzeit führte meine erste Ehefrau die „Alraune“ in Hannover – einen der ersten Bioläden in Deutschland. Dort beschäftigte ich mich mit meiner ganzheitlichen Sichtweise auch mit Körperpflegeprodukten. Ein gutes Beispiel sind die damaligen Seifen, die mit optischen Aufhellungen zusammengesetzt und damit gesundheitsbedenklich waren. Das beunruhigte mich. Zudem gab es keine Auswahl auf dem Markt. Um eine Kosmetik frei von umweltbelastender oder gar gefährlicher Chemie bieten zu können, gründete ich 1978 dann mit zwei Freunden LORIEN GOODS Naturkosmetik, kurz LOGONA. Schnell wuchsen die Ansprüche unserer Kundinnen und Kunden: Jedes Produkt, das es im konventionellen Bereich gab, sollte es auch in der Naturkosmetik geben. Dabei ging es eher um die Haltbarkeit und den Duft als um die Inhaltsstoffe, denn hier war die Naturkosmetik bereits damals der konventionellen Kosmetik weit voraus.

LOGONA ist in der Bio-Welt entstanden und wir waren von Anfang an beseelt von einem unerschütterlichen Pioniergeist und der festen Überzeugung, verantwortungsvoll zum Wohle von Mensch, Tier und Natur handeln zu müssen. Mit dieser tief verwurzelten Unternehmensphilosophie haben wir uns in den vergangenen 40 Jahren von einem Produzenten von Körperpflegeprodukten zu einem der führenden Naturkosmetikhersteller entwickelt.

Sie sind einer der Pioniere der Naturkosmetik; was waren denn rückblickend die größten Herausforderungen für Sie?

Sicherlich die Finanzen. Denn aus vermögenden Familien kamen wir alle nicht. Und wie viele, die neue Wege gehen, hatten auch wir es mit Skepsis auf Seiten der Banken zu tun, wenn es um die Beschaffung von notwendigen finanziellen Mitteln für Investitionen ging. Uns half tatsächlich sehr, dass unsere damaligen Körperprodukte wie die Karotten- und Avocadocremes sehr begehrt waren – auch bei den Ehefrauen unserer Bankiers.

Letztlich entwickelte sich LOGONA durch den Fleiß aller Beteiligten, durch vertrauensvolle Beziehungen und unseren beharrlichen Glauben, das Richtige zu tun, sehr schnell zu einem erfolgreichen und ernst genommenen Unternehmen.

Dazu muss man sich in Erinnerung rufen, dass die Naturkosmetik in unserer Gründungszeit eigentlich nur in einer quasi geschlossenen „Parallelgesellschaft“ existierte; d.h. es gab die, die Naturkosmetik produzierten, die die sie verkauften und die, die mit den Geschäftsinhabern befreundet waren und die Produkte kauften. Das waren in der Regel Freidenker und philosophisch interessierte Menschen, die allesamt kaum noch Vertrauen zu den großen Kosmetikherstellern hatten. Erst sukzessive ist die Naturkosmetik inzwischen in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen.

Was war der Moment, in dem Ihnen bewusst wurde, dass Sie mit LOGONA etwas so großes und erfolgreiches erschaffen haben?

Der größte Schritt war sicherlich der Umzug nach Salzhemmendorf und der Aufbau der dortigen Produktion. Ein Schuh, der damals eigentlich fünf Nummern zu groß war und innerhalb von fünf Jahren doch schon wieder fast zu klein wurde.

Es gab kein bestimmtes LOGONA Produkt, das uns zum Durchbruch verhalf, denn alle unsere Produkte waren äußerst erfolgreich, wie zum Beispiel unsere aus damaliger Sicht unerhört innovative Lavaerde-Waschcreme. Im Gesichtspflegebereich entwickelte LOGONA schnell und unaufhaltsam eine einmalige Expertise. Und im Bereich Pflanzen-Haarfarben ist LOGONA nach wie vor Marktführer. Auch unsere Haarshampoos sind seit Beginn sehr beliebt – ich erinnere mich, dass sich mehrere LOGONA Käuferinnen 5-Liter-Kanister des Brennnessel-Shampoos gewünscht hatten...

Was hat Sie zu Ihren Produkten inspiriert? Wie haben Sie damals Produkte entwickelt? Wie sind die Ideen entstanden?

Mit dem Ziel, die Naturkosmetik stetig weiterzuentwickeln und die Auswahl in diesem Bereich zu vergrößern, war die Entwicklung einer eigenen Naturkosmetik für mich ein notwendiger und konsequenter Schritt. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Deutschland auf dem Gebiet der Naturkosmetik schon damals sehr fortgeschritten war.


Unsere Ansprüche aber waren höher und die Qualität der damaligen Lieferanten genügte uns nicht, sodass wir uns dazu entschlossen, selber heimische Kräuter und Pflanzen, wie Kamille und Ringelblume, anzubauen. Auf Reisen in Länder wie Sri Lanka, Indien und Frankreich fand ich viele Inspirationen und suchte nach neuen Rohstoffen, ätherischen Ölen und Bio-Extrakten. So fand ich beispielsweise in Marseille Henna-Pulver für unsere Pflanzen-Haarfarben und lernte dort, Kräuter-Extraktionsanlagen einzusetzen.

Welches Naturkosmetikprodukt fehlt aus Ihrer Sicht heute immer noch am Markt?

Eine Handwaschseife, die nicht klebt, verlässlich reinigt und gut riecht, die zudem einfach abgespült werden kann, umweltverträglich ist und die Kräuter in sich hat, die Hautstrapazen beheben. Und das Ganze natürlich zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Wie würden Sie die LOGONA-Kundin beschreiben?

Hin und wieder wurde die begeisterte LOGONA-Kundin als „LOGONISTIN“ oder „LOGONISTA“ bezeichnet, was ich sehr charmant finde.

Ich persönlich würde die typische LOGONA-Kundin als eine Frau beschreiben, die in die Tiefe geht, die weltgewandt, offen und intelligent ist und die eine attraktive, natürliche Ausstrahlung hat.

Was wünschen Sie den LOGONA-Kundinnen für die nächsten 40 Jahre?

Ich wünsche ihnen vor allem eines: dass sie zufrieden sind. Zudem hoffe ich auch, dass der hohe Qualitätsanspruch und die Leidenschaft der Marke LOGONA weiterhin von den Menschen wertgeschätzt wird.

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums gibt es in Anlehnung an Ihre Gründerzeit eine Bus-Tour mit einem VW-Bus und ein Gewinnspiel –ist das auch für Sie interessant?

Es ehrt mich und ich finde das eine tolle Idee, um nah bei den LOGONA-LiebhaberInnen zu sein, gemeinsam zu feiern und sich auszutauschen – auch wenn ich leider keine Chance auf den Hauptgewinn habe, denn der E-smart gefällt meiner Frau und mir sehr.

Nach unserer Reise in die Vergangenheit - lassen Sie uns doch kurz noch einen Blick in die Zukunft werfen. Was sind Ihre persönlichen Zukunftsvisionen für das Unternehmen?

Eine wichtige Basis für den Erfolg eines Unternehmens sind natürlich auch die Mitarbeiter sowie die Handelspartner. Mit ihnen gemeinsam sollte die LOGOCOS seine Erfolgsgeschichte fortschreiben. Doch ein „weiter wie bisher“ reicht an dieser Stelle nicht aus. Vieles hat sich in den vergangenen 40 Jahren auf der Welt geändert, das Klima hat sich leider nicht gebessert. Die Umwelt braucht heute mehr Hilfe denn je. Immerhin hat das Bewusstsein, dass etwas dafür getan werden muss, inzwischen die Mitte unserer Gesellschaft erreicht.

An dieser Stelle ist auch der eingeleitete Eigentümerwechsel zu betonen, er wird dazu beitragen, dass die Herausforderungen des sich wandelnden Naturkosmetikmarktes gemeistert werden können. Und nicht nur das Bewusstsein für unsere Umwelt kann dabei gestärkt werden, sondern auch den Marken wird eine große Chance geboten, noch mehr Endkunden zu erreichen und zu begeistern. Dabei wird die LOGOCOS das Wohl unserer Umwelt weiterhin fest im Blick haben – dessen bin ich mir sicher.